„Mensch, wo bist du?“ – Gedanken (nicht nur) zum Osterfest
Angesichts des Leides, der Sorgen, Nöte und Ängste, die viele Menschen in diesen Tagen erfahren, lautet für viele von uns die Frage aktuell wahrscheinlich eher: Gott, wo bist du?“
Pfarrer Pricker formuliert dazu folgende Gedanken: „Trauen wir Gott zu, dass er grösser ist als unsere Denke… Vernünftig mag es nicht sein. Aber auch der Glaube hat seine Wahrheit, eine Wahrheit, die nicht unvernünftig ist, aber über unsere Vernunft hinausgeht.“
Diese Wahrheit feiern wir an Ostern: Es gibt schwierige Situationen, Krisen und Brüche in unserem privaten, aber auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben – aber wir sind fest davon überzeugt, dass es einen Gott gibt, der uns gerade in diesen Zeiten begleitet. Denn er ist stärker als alles, was uns bedrückt und sogar stärker als der Tod – diese Botschaft hat Jesus Christus mit seinem Sterben und Auferstehen seinen Jüngern damals und uns heute leibhaftig bezeugt.
„Mensch, wo bist du?“ Trotzdem (oder gerade deswegen?) ist diese Frage, mit der Gott die ersten Menschen im Paradies sucht, auch in der jetzigen Situation so weg-weisend, denn „die Frage Gottes fordert uns heraus: Wo stehst du und wofür stehst du auf? Wer bist du? Eine Standortbestimmung. Eine Neuausrichtung. Eine Frage, die in den Kern der Verantwortung eines jeden Menschen zielt.“ Uwe Appold, der Künstler des diesjährigen Hungertuches der Misereror-Fastenaktion, betont: „Wer die Frage ‚Mensch, wo bist du?‘ ernst nimmt, wird zugleich in sich selbst hineinhören. Was mache ich gegen die Zerstörung der Schöpfung, die Ungerechtigkeit und die soziale Not? Wo stehe ich in diesem einen, gemeinsamen Haus?“ https://www.misereor.de/mitmachen/fastenaktion/hungertuch
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Der Schweizer Theologe und Autor Pierre Stutz hat zur aktuellen Lage folgende Meditation verfasst, die die Frage nach dem Menschen mit der Frage nach Gott zusammenbringt:
Zu-Grunde gehen als Hoffnungskraft
Unser gemeinsames Wohnen im Schöpfungshaus
ist zerbrechlich und frag-würdig geworden
wir sind auf uns selbst zurückgeworfen
schonungslos konfrontiert mit der Härte des Lebens
In der Achterbahn der Gefühle
wechseln sich Angst und Vertrauen ab
dunkle Gedanken wollen uns isolieren
in der Panik vor dem Zugrunde gehen
Der erfahrene Wegbegleiter aus Nazareth
bestärkt uns in seiner Trotzdem-Hoffnung
unserem Dasein endlich auf den Grund zu gehen
weil die Würde allen Lebens uns verbindet
Verletzlich und aufgehoben im goldenen Lebenskreis
buchstabieren wir das Leben neu
bleiben nicht fixiert auf unsere Einschränkungen
sondern ent-wickeln eine beherzte Solidarität
Grund-legend in unserem Zusammensein
ist eine neue Wirtschaftsordnung
die Menschen nicht in die Flucht treibt
die Ökologie und Ökonomie nicht mehr trennt
Äußerlich wird unser Zusammensein heruntergefahren
innerlich kann es durch unseren Bewusstseinswandel
eine längst not-wendende Lebensqualität fördern
in der Dankbarkeit und Mitgefühl wachsen können
Manchmal feiern wir ganz unerwartet
sogar mitten in der Krise ein Fest der Auferstehung
Ängste und Verlorenheit werden aufgeweicht
und ein Vertrauen in die Liebe ist da
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Wir wünschen allen SchülerInnen, Ihren Eltern, allen KollegInnen und MitarbeiterInnen und allen Freunden unserer Sophie-Barat-Schule gesegnete Ostertage!