Sophie-Barat-Chorausflug nach Mainz vom 7. bis 9. Juni 2017: Donnerstagabend – Pling – Eine E-Mail ist eingetrudelt. Ach ja, da war ja was. Frau Pünder schickt die letzten Informationen zur Mainzreise, die am folgenden Tag beginnen soll.
Freitag, noch weit vor normalen Schulbeginn, an unserem Treffpunkt angekommen, findet man träge Gesichter vor. Zwar sind alle motiviert und freuen sich auf Mainz, jedoch ist allen bewusst, dass wir zunächst über acht Stunden Busfahrt vor uns haben. Während die Sonne höher steigt und wir mit jedem gefahrenen Kilometer unserem Ziel näher kommen, steigt auch die Stimmung im Bus. Von hinten erklingen die verschiedensten Hymnen, mehr gebrüllt als gesungen, und machen allen bewusst, dass unsere Motivation zum Singen hoch ist.
Angekommen in Mainz würde man sich am liebsten kurz erholen, jedoch steht dies nicht auf dem sorgfältig geplanten Reiseplan. Im Hotel eingecheckt wurden wir von Ehepaar Keller empfangen. Die ehemaligen Chormitglieder, Dr. Egon und Angela Keller, Eltern von zwei Sophie-Barat-Schülern, waren die Initialzündung für unsere Mainzreise. Schon mal an dieser Stelle darf ich anmerken, wie dankbar wir ihnen doch sind, dass sie nicht locker ließen, um uns ihre Heimat näher zu bringen.
Geplant für den ersten Nachmittag war eine Stadtführung und während die Aussichten zumal ungemütlich aussahen, es schüttete wie aus Eimern, lichtete sich der Himmel schon nach wenigen Minuten. ( Ob es wohl Zufall war, dass wir im selbigen Moment ein Gotteshaus verließen?) Mainz ist eine alte Stadt. Richtige Nostalgie kam auf, als wir vor den verzierten Fassaden standen und förmlich vor unserem inneren Augen sahen, was sich wohl vor hunderten von Jahren an diesem Ort abgespielt haben musste.
Am Abend aßen wir alle gemeinsam im Weinhaus Michel und wie der Name es wohl voraussagt, gönnte man sich auch den ein oder anderen Tropfen Wein direkt aus dem Rheingebiet.
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, hatten wir eine Chorprobe. Wir mussten schließlich unsere Stimmen für den folgenden Tag ölen, denn geplant war, dass wir in St. Stephan die Sonntagsmesse musikalisch mitgestalten würden. Nach der Chorprobe folgte auch schon der nächste Programmpunkt und wir machten uns auf den Weg zum Niederwalddenkmal, um dort, wie Frau Pünder es lustiger Weise in der Planung formulierte, spontan zu singen.
Durch die Weinberge zu stapfen, dabei alte Volkslieder zu summen und einen einmaligen Blick auf den Rhein zu haben, raubte einem den Atem. Vielleicht waren es auch die vielen Treppen, die einem den Atem raubten. Endlich oben angekommen und nach einer kurzen Verschnaufpause, begannen wir ein paar Lieder zu trällern. Und als wir dann in der typischen Chorformation da standen, wurde uns erst bewusst, wie viele Touristen aus aller Welt den Rhein besuchten. Nur dass in jenem Moment kein Tourist die Aussicht genoss, sondern alle Augen auf uns gerichtet waren.
Wie wir Jugendliche aus dem Chor nun mal so sind, wurde kurzerhand Herr Kesseler die Kappe vom Kopf geklaut und so platziert, dass die Möglichkeit bestand, Geld hinein zu werfen. Dies geschah dann auch und die beachtliche Summe an Kleingeld landete in der Gemeinschaftskasse. Auch bei der Wanderung zurück zum Bus genossen wir die Aussicht und ein weiteres Mal wurde uns klar, warum Heine sein Deutschland so liebte.
Hildegard von Bingen ist für viele ein Begriff. Wir besuchten das Kloster Eibingen und nutzten die dort stehende Kirche, um ein paar Lieder anzustimmen. Auch hier haben sich schnell Leute gefunden, die unserem Choral lauschten.
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Unseren Nachmittag verbrachten wir auf einem Hoffest. Im Schatten der Bäume, bei ausgelassener Stimmung und in wunderbarer Gesellschaft, ließen wir den Tag ausklingen. In der Stadt Mainz wieder angekommen, wurde es uns überlassen, wie wir den restlichen Abend gestalten würden. Ein mancher nutze dies für die Museumsnacht oder schaute sich den abendlichen Rhein an. Am nächsten Morgen erblickte man beim Frühstück lauter weiße Hemden, denn wir alle waren bereit für die musikalische Mitgestaltung im St. Stephan. Die Zimmer geräumt, das Gepäck verstaut und schon ging es in Richtung Kirche.
Die Messe war gelungen, unsere Stimmen hoch gepriesen und uns wurde herzlich gedankt. St. Stephan ist berühmt für seine Fenster, denn diese wurden von Chagall entworfen. Genaueres über den Künstler und über die Fenster selbst erfuhren wir in einem Vortrag, der der Messe folgte. Während wir in der Kirche gesungen hatten, bereitete Frau Keller fürsorglich unser Mittagessen vor. Wir genossen die gemeinsame Mahlzeit sehr, jedoch war uns allen bewusst, dass ein Abschied bevorstand. Mit einem kleinen, aber lauten Ständchen verabschiedeten und bedankten wir uns. Mit jedem Kilometer von Mainz weiter entfernt kamen wir der Realität immer näher. Am nächsten Tag würde der normale Alltag wieder beginnen, doch unseren Ausflug nach Mainz würde niemand so schnell vergessen.
R. Voß (2. Semester)