Im Rahmen des Seminars hat das 3. Semester des Profils „Mensch und Verantwortung“ mit Erzbischof Dr. Stefan Heße über das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, die Flüchtlingssituation sowie die Nachwuchsprobleme der Kirche diskutiert.
Am 08. Dezember hat Papst Franziskus in Rom nach knapp 16 Jahren erstmals wieder die Heilige Pforte im Petersdom geöffnet und so das außerordentliche Jahr der Barmherzigkeit eröffnet. Dies gab uns Anlass mit unserem Erzbischof Dr. Stefan Heße über das Heilige Jahr, insbesondere aber über das Thema der Barmherzigkeit zu sprechen. Aber warum war der Erzbischof überhaupt in unserer Schule?
In diesem Semester hatten wir im Seminarfach des Profils „Mensch und Verantwortung“ bei Fr. Beuse die Aufgabe, sogenannte Expertengespräche vorzubereiten und durchzuführen. Dabei haben wir uns in fünf Gruppen aufgeteilt, die jeweils einen oder zwei Experten zu einem solchen Gespräch eingeladen haben, das ein sowohl relevantes als auch kontroverses Thema zum Gegenstand haben sollte. Unsere Gruppe hat sich für das Themenfeld „Kirche im 21. Jahrhundert – quo vadis?“ entschieden und wir waren sehr dankbar, dass uns der Erzbischof trotz vollem Terminkalender zu einem Gespräch zur Verfügung stand – einen besseren „Experten“ hätten wir nicht finden können.
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Der Erzbischof betonte, dass Papst Franziskus durch das Heilige Jahr die Barmherzigkeit als eine zentrale Forderung Jesu wieder oder noch stärker präsent machen wolle. Deshalb würden als symbolischer Akt beispielsweise erstmals „Heilige Pforten“ in Kirchen auf der ganzen Welt eröffnet. Im Fokus stünden vor allem auch die zahlreichen Geflüchteten – der freundliche Umgang mit Fremden sei schließlich durch das Evangelium geboten. Der Erzbischof sprach sich zudem sowohl gegen eine Obergrenze bei der Aufnahme Geflüchteter als auch gegen eine Aussetzung des Familiennachzugs aus, da die Obergrenze nicht mehr das individuelle Recht auf Asyl gewährleisten könne und die Einheit der Familie aus christlicher Sicht einen hohen Stellenwert habe. Stattdessen forderte er eine Vereinheitlichung europäischer Asylverfahren sowie eine bessere Bekämpfung der Fluchtursachen in den Herkunftsländern wie Syrien oder Afghanistan.
Beim Thema des Nachwuchs in der Kirche machte der Erzbischof deutlich, dass die einstigen Zeiten einer Volkskirche vorüber seien und man die Augen vor den Herausforderungen der Zeit nicht verschließen dürfe. So beklagte er eine stetig größer werdende Apathie unter den Menschen, von denen die meisten „Konfessionslosen“ eben wohl kaum wirkliche Atheisten seien. Er würde sich wünschen, dass die wichtigen Fragen wie „Wofür lebe ich eigentlich?“ oder „Wofür bin ich bereit, mein Leben einzusetzen?“ wieder mehr Raum in der Gesellschaft einnehmen und diskutiert würden – auch außerhalb von Orten kirchlichen Lebens wie der Sophie-Barat-Schule.
Abschließend diskutierten wir als „Experten“ Möglichkeiten, wie die Kirche v.a. für Jugendliche wieder attraktiver werden könnte, z.B. durch das aktive Zugehen der Kirche auf die Jugendlichen in Form von (Bildungs-)Reisen oder verschiedene Themenmodule in der Jugendarbeit. Dass ein so offener und herzlicher Erzbischof zur Attraktivität der Kirche beiträgt, darüber waren wir uns im Anschluss an die Veranstaltung alle einig. Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen – spätestens am Sophie-Barat-Tag im großen Michel.
P. Landahl, S.III