Karl Jenkins 2.0
Singen für den Frieden
„Eine Höchstleistung!“
„Unfassbar! Traurig und schön zugleich!“
„Wir waren sehr berührt.“
„Ein beeindruckendes Erlebnis!“
Das waren unter anderem die lobenden Resonanzen und letztendlich das Ergebnis von monatelanger Probenarbeit unseres Chores. Schwer zu sagen, ob so eine zweite Aufführung eher Segen oder Fluch ist. Schließlich mussten rund 20 neue Schüler durch ihren Schuljahreswechsel bedingten Einstieg in den mit Schülern, Lehrern, Eltern, Ehemaligen und Freunden besetzten Chor in das den Stammsängern bereits bekannte Werk „The Armed Man – A Mass For Peace“ von dem walisischen Komponisten Karl Jenkins eingeführt werden.
Die Kunst bestand nun darin, schier unerreichbare Tonlagen im Sopran mit den Einsätzen von Bass, Tenor und Alt zu koordinieren und mit den stützenden und dadurch gestützten Bildinstallationen zu verbinden, wie knapp 6 Monate zuvor, und es dazu leicht aussehen zu lassen. Glücklicherweise unterstützten uns wieder hauptsächlich ehrenamtlich die Instrumentalisten an den Trompeten, dem Klavier und den Streichinstrumenten.
Im April 2013 fand die Premiere in Sankt Sophien in Hamburg statt und der Chor erntete mit dieser Inszenierung bereits großen Erfolg und Applaus.
In Plau am See – einer kleinen Stadt in Mecklenburg-Vorpommern – wirkte er deutlich zurückhaltender.
Nein, nicht die Zuschaueranzahl bedingte Intensität oder die Lautstärke des Applauses, sondern vielmehr die Art, wie die Leute applaudierten. Es war unaufdringlicher.
Man merkte, wie die Klänge nicht nur in der dann totenstillen Marienkirche, sondern auch in den Köpfen nachhallten; verknüpft mit den bedrückend wirkenden Bildern vom Hamburger Feuersturm von 1943 und den doch schweren Schritten des bewaffneten Mannes, welche dem Zuschauer auf einer nebenstehenden Leinwand ins Gedächtnis gebrannt wurden.
Die Musik wurde zum Träger und Übermittler des Inhalts. Die Anteile mit friedlicher und kriegerischer Absicht schienen sich die Waage zu halten und waren trotzdem nicht gleich gewichtet: Der Frieden bot eine viel größere Antwort auf den Krieg, als dass umgekehrt der Krieg den Frieden verdrängen könnte.
Mit dem Ziel, dies zu vermitteln, machten wir uns am Sonntag, dem 10.11.2013, gemeinsam von Hamburg aus auf den Weg und vollzogen die Stellprobe im für unseren doch umfangreichen Chor mit 80 Sängern sehr klein wirkenden Altarraum unter dem Beisein von Heidi Geck.
Die Plauer Professorin Dr. Adelheid Geck engagiert sich im christlich musikalischen Umfeld und durch sie erhielten wir die Einladung, in Sankt Marien im Rahmen des Plauer Musiksommers, einer seit langem etablierten Konzertreihe, Jenkins Friedensmesse noch einmal aufzuführen.
So kam es zu einer zweiten Chance.
Einer Chance, um sich zu steigern.
Einer Chance, um die Friedensbotschaft durch Gesang und Visionen zu verkünden und zu verbreiten.
Jeder Chorteilnehmer verstand den Text, die Botschaft, die in den Worten steckte und die Wirkung dieser doch machtvollen Musik.
Frau Pünder beschrieb ihre Erfahrung als zuvor noch nie gefühlte Balance zwischen Führung nehmen und Freiheit geben, zwischen Fördern und Vertrauen, zwischen Gestalten und Genießen.
Und mit diesem Gefühl, doch einige Menschen zum Schweigen, Anhalten und Nachdenken bewegt zu haben, hinterließen wir – hoffentlich nicht nur in uns selbst – eine Stimmung und Erfahrung, die noch lange anhält und nachklingt.
Helen Schmiemann