„Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Gott“ – mit dieser Zusage starten die Schülerinnen und Schüler der Sophie-Barat-Schule seit November jeden Tag neu in den Schultag. Die großen Worte an den Fenstern des lichtdurchfluteten Atriums begrüßen die Eintretenden zu den verschiedenen Tageszeiten mit ganz unterschiedlichen Gewichtungen: mal klar erkennbar, mal von Sonnenstrahlen durchdrungen, manchmal auch fast unsichtbar. „Eines aber verändert sich nicht: die Klarheit dieses Statements. Es lädt uns immer wieder neu zum Nachdenken ein“, so Herr Lucas, stellvertretender Schulleiter der SBS.
Das sichtbare Bibelwort im Eingangsbereich ist eines der Ergebnisse einer mehrwöchigen schulpastoralen Initiative, an der sich alle Jahrgänge beteiligt haben. Ausgehend von der Frage „Wo findest Du Gott?“ machte sich die gesamte Schulgemeinschaft auf den Weg, persönliche Glaubenserfahrungen und
-empfindungen zu sammeln und sie in Texten und Collagen auszudrücken. Die Projektgruppe wählte zusammen mit Diplom-Designer Andreas Kasparek (Atelier für sakrale Gestaltung) anschließend aus hunderten von Notizen und Zeichnungen genau „100 Wege Gott zu finden“ aus, z.B. beim „Blick in den Sternenhimmel“, beim „Spaziergang in der Natur“, beim „Fest in der Familie“ …
Diese Aussagen finden sich nun als sinngebende Impulse an den Wänden der Schule, und dieses an durchaus überraschenden Stellen: auf Kniehöhe im Treppenhaus, neben der Türklinke im Fachklassentrakt oder hoch oben am Fassadenfenster.
„Diese Impulse können Anstöße geben zum kurzen Innehalten“, erläutert Designer Andreas Kasparek. „Sie sind identitätsstiftend und zugleich identitätsausdrückend. Denn alles, was hier in wenigen Wochen entstanden ist, bildet genau diese Schule ab.“
Agnes Warchol, Beauftragte für Schulpastoral, nimmt eine positive Resonanz aus der Schülerschaft wahr. „Die Schülerinnen und Schüler sind wirklich begeistert“, so Warchol. Interessant sei, dass Fünft- und Zwölftklässler durchaus gleiche Gedanken notiert hätten. „Da ist bei den Empfindungen trotz des Altersunterschiedes vieles gar nicht so viel anders“, so die Schulseelsorgerin.
Schul-Abteilungsleiter Dr. Christopher Haep freut sich über den Erfolg der Aktion, die eine klare Aussage sei, die man nicht einfach wegwischen könne. „Über unseren persönlichen Glaubens- und Gotteszugang zu sprechen, ist heute im öffentlichen Raum zunehmend verpönt. Deswegen freut mich diese Initiative ganz besonders – als impulsgebendes Angebot an alle Schülerinnen und Schüler, egal ob konfessionell gebunden oder nicht“, so Haep.
Und wie auf Bestellung durchleuchten die vormittäglichen Sonnenstrahlen das Bibelzitat im Eingangsbereich der Schule. Als Zuspruch und Angebot für den Tag. Nicht als Verpflichtung.
Christoph Schommer